Unter vielen Hobbygärtnern gilt menschlicher Harn als Geheimtipp wenn es um das Düngen von Tomaten geht. Erfahren Sie hier, ob Urin tatsächlich eine kostengünstige Alternative zu herkömmlichen Düngemitteln ist!
Harn kommt schon seit Urzeiten in den verschiedensten Bereichen zum Einsatz. Denn das vermeintliche Abfallprodukt eignet sich unter anderem als Heil-, Wund- und Reinigungsmittel. Ebenso wurde Harn schon vor hunderten von Jahren als Düngemittel eingesetzt. In der Vergangenheit wurde er nämlich in großen Mengen gesammelt und als Düngemittel wieder auf die Äcker gebracht. Es ist daher nicht verwunderlich, dass auch die Tomaten im heimischen Garten von dem speziellen Dünger profitieren.
Urin ist ein Stickstoffdünger
Harn nimmt im menschlichen Körper eine bedeutende Rolle in der Beseitigung von Stoffwechselabbauprodukten ein. Denn der Mensch scheidet über den Urin eine Vielzahl an unterschiedlichen Nährstoffen aus. Insbesondere der Stickstoffgehalt des Urins kann sich sehen lassen, denn Harnstoff besteht beinahe zur Hälfte aus Stickstoff. Deswegen gilt er als ein extrem konzentrierter Stickstoffdünger.
- ein Erwachsener produziert 20 Gramm Harnstoff pro Tag
- damit können 3 Kilogramm Tomaten produziert werden
Inhaltsstoffe des Urins
Neben Stickstoff enthält Harn unter anderem auch das Wachstumshormon Auxin, wobei vor allem die Indol-3-Essigsäure hierbei zu erwähnen ist. Dieser Stoff regt sowohl die Blüten- als auch die Wurzelbildung an – und das schon in den kleinsten Mengen! Obendrauf befinden sich im Harn zahlreiche weitere Nährstoffe, welche den Tomaten zu Gute kommen:
- Phosphor
- Kalium
- Calcium
- Vitamine
- Spurenelemente
Hinweis: Die tatsächlichen Bestandteile sowie deren Menge hängen immer von der persönlichen Ernährung ab!
Studie bestätigt: Urin ist wertvoller Dünger!
Die Effektivität von Harn als Tomatendünger wurde in einer finnischen Studie bereits bewiesen. Denn das Forscherteam von Surendra Pradhan hat an der Universität von Kuopio die Wirkung von Harn als Dünger getestet: Hierfür haben sie einige Tomatenpflanzen mit Urin gedüngt und anschließend mit ungedüngten Exemplaren verglichen. Das Ergebnis bestätigt die Vermutung von vielen Hobbygärtnern:
- Tomatenertrag von gedüngten Pflanzen war 4 Mal höher
- Nährstoffgehalt ist gleich
- Menge an Antioxidantien ist ebenfalls gleich
- gedüngte Tomaten waren nicht mit Keimen belastet
Hinweis: Anschließend wurden die Tomaten von 20 Probanden einem Geschmackstest unterzogen. Auch hierbei schnitten alle Tomaten gleich gut ab.
Anwendung von Urin als Düngemittel
Wer seine Tomaten mit Harn düngen möchte, sollte keinesfalls kurzerhand sein Geschäft im Garten verrichten. Denn die Ausscheidung wird unverzüglich von Bakterien besiedelt, welche den Harnstoff zu Ammoniak umwandeln. Der direkte Kontakt von unverdünntem Harn könnte an den Tomaten Ammoniakverbrennungen verursachen und sie somit nachhaltig schädigen. Besser ist es, beim Düngen mit Harn stets wie folgt vorzugehen:
- Harn mit Gießwasser verdünnen
- Mischverhältnis 20:1
- 20 Teile Wasser zu 1 Teil Harn
- um die Pflanzen sprühen
- oder neben die Tomaten gießen
Nachteile von Urin als Düngemittel
Wenngleich das Düngen mit Harn zahlreiche Vorteile mit sich bringt, sollten auch die Nachteile dieses Düngemittels beachtet werden. In erster Linie ist hierbei der schwankende Anteil bestimmter Nährstoffe zu erwähnen. Denn was sich tatsächlich in der menschlichen Ausscheidung befindet, ist sowohl von der Ernährung als auch vom Lebensstil abhängig. Demnach können sich im Harn unterschiedliche Substanzen wie beispielsweise Medikamentenrückstände sowie das für Pflanzen schädliches Kochsalz befinden. Zudem sollten beim Düngen folgende Faktoren berücksichtigt werden:
- Harn zieht Bakterien an
- Bakterien können dadurch an die Tomaten gelangen
- der pH-Wert von Harn schwankt täglich
- kann zwischen 4,6-7,5 liegen
Tipp: Der pH-Wert des Urins lässt sich ebenfalls durch die Nahrungszufuhr beeinflussen. Eine proteinreiche Ernährung sorgt dafür, dass der pH-Wert im sauren Bereich liegt, wohingegen vegetarische Kost den pH-Wert in den alkalischen Bereich wandern lässt.