Home Welt der Tomaten La Tomatina – das Tomatenfest in Spanien + spektakuläre Fakten

La Tomatina – das Tomatenfest in Spanien + spektakuläre Fakten

von Marc
La Tomatina - das Tomatenfest

Jedes Jahr am letzten Mittwoch im August verfärben sich die Straßen in der spanischen Provinz Buñol rot. Grund hierfür ist das Fest „La Tomatina“, das sogenannte Tomatenfest, bei dem sich die Bewohner und zahlreiche Touristen mit überreifen Tomaten bewerfen. Mittlerweile begeistert das spanische Fest Menschen aus aller Welt und gilt zugleich als enorme Einnahmequelle für das kleine Dörfchen. Zurecht, denn bei dem Spektakel können sich Menschen jeden Alters, unabhängig ihrer Herkunft sorgenlos austoben.

Entstehungsgeschichte von La Tomatina

Obwohl das La Tomatina mittlerweile seit rund 70 Jahren zelebriert wird, ist die genaue Entstehungsgeschichte dieses Brauchtums bis heute unklar. Fakt ist jedoch, dass das Fest keine religiösen Hintergründe hat und es auch keine Danksagung an die Ernte darstellen soll. Dennoch finden sich zahlreiche Mythen über den Ursprung des Tomatenfestes, welche alle eines gemeinsam hatten: Die Bewohner des Dorfes Buñol bewarfen sich mit Tomaten. Die Gründe hierfür sind je nach Überlieferung unterschiedlich, zu den verbreitetsten Mythen zählen:

Die Dorfrauferei

  • im Jahr 1945 eine beachtliche Rauferei im Dorf
  • welche sich innerhalb kürzester Zeit zu einer Massenschlägerei entwickelte
  • die Rauferei fand in der Nähe des Marktes statt
  • deshalb fingen die Beteiligten an, sich mit Tomaten zu bewerfen

Die bösen Jugendlichen

  • Jugendliche haben einen Straßenmusiker geärgert
  • dieser wurde daraufhin so wütend
  • dass er alles und jedem was ihm in die Quere kam, mit Tomaten bewarf

Protest von jungen Menschen

  • Junge Leute haben einen Umzug mit Tomaten beworfen
  • weil sie aus der Veranstaltung ausgeschlossen waren
  • und wollten mit dem Werfen der Tomaten dagegen protestieren

Der erbärmliche Straßenmusiker

  • ein Straßenmusiker schlenderte musizierend durch die Straßen
  • eine Gruppe Jugendlicher bewarfen ihn mit Gemüse
  • weil seine Darbietung äußerst erbärmlich war
  • immer mehr Dorfbewohner beteiligten sich daran

Drängelei beim Patronatsfest von Buñol

  • Jugendliche mischten sich unter das Festkomitee
  • durch das Gedränge stürzte einer der Männer
  • dadurch entstand ein riesiges Gerangel
  • Menschen bewarfen sich mit den Tomaten

Cocktailtomaten mit StrauchSo unterschiedlich die Entstehungsgeschichten auch sein mögen, die Bewohner hatten scheinbar sichtlich Spaß an dem Geschehen. Es wurde noch lange Zeit über das Spektakel gesprochen und in den darauffolgenden Jahren wiederholt, bis es schließlich zu einem Brauchtum wurde. Zwischenzeitlich wurde das Tomatenfest Mitte der 1950er unter der Franco-Diktatur verboten, um weitere Unruhen im Dorf zu vermeiden. Die Teilnehmer wurden zu dieser Zeit sogar verhaftet, woraufhin die Bewohner der Ortschaft protestierten:

  • die Bewohner gingen im Trauerzug durch die Straßen
  • sie trugen einen Sarg mit einer riesigen Tomate darin
  • Straßenmusiker spielten Trauermarsch

Im Jahr 1957 wurde das Tomatenfest wieder erlaubt und gilt seitdem als fester Bestandteil des Gemeindelebens. Seine große Bekanntheit erlangte das Spektakel im Jahr 1980, als es durch eine Fernsehreportage in ganz Spanien bekannt wurde. Im Jahr 2002 wurde es sogar zu einem „Fest von internationalem“ Interesse erklärt, zurecht, denn das La Tomatina lockt jährlich Zigtausende Besucher an. Mittlerweile wurde das Tomatenfest sogar als eigene Marke registriert und auch ausgezeichnet.

Was genau passiert beim La Tomatina?

Obwohl das Spektakel für Außenstehende durchwegs als chaotisch wirkt, unterliegt das Tomatenfest einem strengen Ablauf mit festen Regeln. Bereits um 10 Uhr versammeln sich die Teilnehmer im Zentrum der Stadt auf dem Plaza del Pubelo, denn hier findet der Vorläufer des Tomatenfestes, das sogenannte „palo jabón“, statt. Dieses Schauspiel wird übersetzt als „Schinkenstürmer“ bezeichnet und läuft wie folgt ab:

  • auf einem etwa 10 Meter hohen Baum wird Schinken befestigt
  • der Schinken heißt „jamón“
  • der Baum wird eingeseift
  • Teilnehmer versuchen, den Baum hochzuklettern
  • und den Schinken zu ergattern

Das äußerst unterhaltsame Geschehen wird von den Zusehern mit Gesang und Tanz begleitet. Zudem wird das jubelnde Publikum mit Wasser bespritzt, wodurch es zusätzlich „angeheizt“ wird. Das eigentliche Tomatenfest startet erst, wenn der Schinken ergattert wurde, und beginnt anschließend mit dem Glockenschlag der Kirche um 11 Uhr. Danach startet das Tomatenfest und läuft wie folgt ab:

  • LKW’s rollen durch die Straßen
  • um die überreifen Tomaten abzuladen
  • Teilnehmer bewerfen sich mit Tomaten
  • nach genau einer Stunde ist Schluss

Um Punkt 12 Uhr ertönt erneut ein Signal, welches das Ende des Tomatenfestes einläutet. Zu diesem Zeitpunkt dürfen keine weiteren Tomaten mehr geworfen werden, was strikt von der Polizei kontrolliert wird. Im Anschluss stehen bereits Feuerwehrautos mit Schläuchen bereit, um die Gassen zu säubern. Die Bewohner als auch die Teilnehmer helfen hierbei zusammen und befreien gemeinsam die Straßen von den Überbleibseln. Für die Touristen stehen zudem am Bahnhof mobile Duschen bereit, damit sie sich abduschen können. Wobei auch viele Bewohner die Touristen mit ihren Schläuchen abspritzen, um sie von den Tomatenresten zu säubern.

Afterparty des Tomatenfestes

Tomaten PyramideNach dem Tomatenfest ist noch lange nicht Schluss, denn nach dem Spektakel geht es in die Nachbarstadt Valencia, wo in zahlreichen Clubs zur After Party geladen wird. Feierwütige können ihren erlebnisreichen Tag gemeinsam bis in die späten Nachtstunden ausklingen lassen. Hierfür werden meist ebenfalls Tickets benötigt, welche zum Teil in den Packages inkludiert sind.

Regeln des Tomatenfestes

Damit sichergestellt werden kann, dass das Spektakel so ungefährlich wie möglich für alle Beteiligten abläuft, gibt es feste Regeln für das Tomatenfest. Diese sind unbedingt einzuhalten, um sich selbst, als auch andere vor Verletzungen zu schützen. Deshalb müssen sich die Teilnehmer an folgenden Ehrenkodex halten:

  • die Tomaten muß man, vor dem Werfen, in der Hand zerdrücken
  • damit es durch den Aufprall nicht zu Verletzungen kommt
  • nicht zu hart schießen
  • das Mitnehmen von Flaschen sowie harten Gegenständen ist untersagt
  • T-Shirts dürfen nicht zerrissen oder geworfen werden
  • der Abstand zu den Lkws ist unbedingt einzuhalten
  • um 12 Uhr, nach dem Endsignal ist Schluss
  • wer danach noch Tomaten wirft, verstoßt gegen den Ehrenkodex

Tipps für das Tomatenfest

Für alle neugierig Gewordenen gilt: Das Tomatenfest sollte keinesfalls unvorbereitet besucht werden, da dies zu bösen Überraschungen führen kann. Wer an dem Tomatenfest teilnehmen möchte, sollte unbedingt rechtzeitig seine Unterkunft buchen, hierfür bieten sich Hostels sowie Hotels in der Nachbarstadt Valencia an. Zudem sollte beachtet werden, dass die Anfahrt mit dem Auto nur bis 7 Uhr morgens möglich ist. Denn anschließend ist die gesamte Ortschaft für Autos gesperrt. Für das Tomatenfest selbst hat sich folgender Leitfaden bewährt:

  • unbedingt festes Schuhwerk tragen
  • denn Flip-Flops können verloren gehen
  • und können aufgrund des rutschigen Untergrundes zu Verletzungen führen
  • idealerweise alte Kleidung tragen, denn die Tomatenflecken sind sehr hartnäckig
  • als „Muss“ gilt ein weißes T-Shirt, ist jedoch keine Bedingung
  • aufgrund der hohen Temperaturen eignet sich aber auch Badebekleidung
  • Taucher- oder Schwimmbrille tragen
  • denn die Säure der Tomaten brennt in den Augen
  • Handy oder Kamera zuhause lassen
  • für Fotos eine Einwegkamera verwenden

Zudem wird den Teilnehmern abgeraten, auf Säulen oder Pfeiler zu steigen. Zum einen würden die Beteiligten sich hierbei zur Zielscheibe erklären und zum anderen ist die Verletzungsgefahr natürlich äußerst hoch, da aufgrund der Tomaten alles sehr rutschig ist.

Interessante Fakten über das Tomatenfest

rote Tomaten vom Strauch abgenommenNicht nur die Teilnehmer, sondern auch die Bewohner bereiten sich jährlich auf das Tomatenfest vor. Viele Ladenbesitzer schützen ihre Geschäfte vor den Tomaten, indem sie die Scheiben mit Netzen sowie Plastikfolien abdecken. Die Wurfgeschosse werden zudem eigens in einem Ort namens Extremadura für das Tomatenfest gepflanzt. Die Früchte eignen sich nur bedingt für den Verzehr, da sie geschmacklich nicht sonderlich gut sind, dafür ist deren Anschaffung vergleichsweise günstig. Das Spektakel zieht jährliche Tausende Begeisterte aus aller Welt an:

  • das Durchschnittsalter der Teilnehmer liegt zwischen 18 und 35 Jahren
  • der älteste Teilnehmer war 82 Jahre alt
  • die meisten Touristen kommen aus Australien, England, Japan und der USA
  • Tomatenverbrauch: etwa 125 Tonnen Tomaten
  • 2004 wurde das Tomatenfest in das Guinnessbuch der Rekorde aufgenommen
  • bis Mitte der 1970er mussten die Teilnehmer ihre Tomaten selbst mitbringen
  • seit 1980 übernimmt das Rathaus der Stadt die Organisation des Tomatenfestes

La Tomatina als Einnahmequelle

Im Jahr 2012 wurde das kleine Dörfchen während des Festes geradezu von Teilnehmern überrannt, weshalb die Teilnehmerzahl im darauffolgenden Jahr auf 22.000 begrenzt wurde. Interessierte müssen seitdem eines der begehrten Tickets erwerben, welche preislich bei etwa 10 Euro liegen. Mit den Einnahmen werden zum einen die Kosten für die Tomaten gedeckt und zum anderen lassen die Ticketverkäufe die Staatskasse klingeln. Die Tickets gibt es in unterschiedlichen Variationen, bis hin zu ganzen Packages. Zusammengefasst gibt es Folgendes bei den Tickets zu beachten:

  • ein Ticket kostet etwa 10 Euro
  • es gibt all inclusive Packages
  • diese beinhalten unter anderem Hotelübernachtungen, Stadttouren und Eintritt
  • insgesamt stehen 22.000 Tickets zur Verfügung
  • wovon 5.000 Stück für die Einwohner reserviert sind
  • die Einwohner erhalten die Tickets kostenlos

La Tomatina weltweit

TomatenDas Tomatenfest begeistert weltweit zahlreiche Menschen, weshalb es in den verschiedensten Städten bereits Nachahmer gefunden hat. Die Nachahmer-Feste kommen zwar nicht an die Teilnehmerzahlen des Originals heran, dafür sind diese überschaubar und meist sehr sittlich. Wer dem La Tomatina abseits von Spanien einen Besuch abstatten möchte, kann dies beispielsweise in folgenden Städten tun:

  • San José de Trojas in Costa Rica, im Februar
  • Donnguan in China, am 19. Oktober
  • Sutamarchán in Kolumbien, seit 2004 am 15. Juni
  • Reno in Nevada, seit 2009

Zudem wollen immer mehr spanische Städte an die Erfolgsgeschichte des Tomatenfestes anknüpfen und versuchen, ihre eigenen Feste als Tourismusspektakel zu vermarkten. Zu den bekanntesten Festen zählen hierbei:

Boloencierro

  • findet in der spanischen Stadt Mataelpino statt
  • das ist eine alternative Form der Stierhatz
  • statt eines Stieres, gibt es eine riesige Styroporkugel
  • diese wiegt rund 200 Kilo
  • die Beteiligten laufen vor der Kugel die Gassen hinab

Weinschlacht

  • im nordspanischen Dorf Haro
  • Einwohner begießen sich im Juni Rebensaft
  • hierfür verwenden sie Wasserpistolen, Eimer und Wasserschläuche
  • dabei fließen etwa 75.000 Liter Rebensaft

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