Home Tomatenanbau Tomaten: wie viele Triebe und Blüten sollte man stehen lassen?

Tomaten: wie viele Triebe und Blüten sollte man stehen lassen?

von Marc
Geiztrieb

Seitentriebe – der Gärtner spricht auch von Geiztrieben – sollten Sie bei Tomaten regelmäßig ausbrechen. Dieses „Ausgeizen“ genannte Verfahren hält die Pflanzen gesund und sorgt für eine reiche Ernte, da sich der Haupttrieb besser entwickeln kann sowie eine ausreichende Licht- und Wasserzufuhr gewährleistet wird. Ohne das Ausgeizen bleiben die Früchte kleiner und die Ernte fällt geringer aus – allerdings nicht bei allen Tomatensorten. Welche Triebe müssen also entfernt werden – und wie viele genau? Und kann man aus den entfernten Triebstücken neue Tomatenpflanzen ziehen?

Warum Triebe entfernen?

Bei den so genannten Geiztrieben handelt es sich um unerwünschte Nebentriebe, die zwischen dem Stamm und den Haupttrieben bzw. Blättern der Tomatenpflanzen wachsen. Sie sind leicht zu erkennen, entwickeln sie sich doch direkt aus den Blattachseln. Lassen Sie die Nebentriebe stehen, entwickelt sich die Pflanze sehr buschig und steckt all ihre Kraft in die Entwicklung aller Triebe. Als Folge bilden sich kleinere Früchte, die zum Teil gar nicht ausreifen. Außerdem entwickelt sich durch das Ausbrechen der Seitentriebe ein einzelner Haupttrieb, der sich leichter stützen lässt (und daher weniger Gefahr läuft, abzubrechen) und der mit mehr Licht, Luft und Wasser versorgt wird. Die daran wachsenden Früchte erhalten also mehr Wasser und Nährstoffe, weshalb sie größer und aromatischer werden.

Wie Geiztriebe entfernen?

Schneiden Sie die Triebe auf keinen Fall mit einem Messer oder einer Schere ab, sondern nehmen Sie sie vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger und brechen sie aus. Das Ausbrechen fügt der Pflanze geringere Verletzungen zu als das Schneiden, zudem kann die Wunde anschließend schneller heilen. Halten Sie die Verletzungen so gering wie möglich und schädigen Sie auf keinen Fall den Haupttrieb – solche Wunden sind häufig Eintrittspforten für Krankheitserreger und locken Schädlinge an. Besonders schnell heilen sie, wenn Sie das Ausgeizen an sonnigen, luftigen Tagen vornehmen.

Wie viele Triebe entfernen – Zeitpunkt?

Die ersten Geiztriebe haben sich bereits drei bis vier Wochen nach der Pflanzung entwickelt. Da sie oft schon ab einer Länge von ca. zehn Zentimetern Blüten entwickeln – und es dann schwierig wird, sie zu entfernen ohne das Pflanzengewebe zu verletzen – sollten Sie sie bereits ab diesem Zeitpunkt ausbrechen. Bestenfalls kontrollieren Sie Ihre Tomatenpflanzen alle drei bis vier Tage auf neue Geiztriebe, die Sie dann sofort entfernen.

Tomaten ausgeizenGrundsätzlich werden alle Geiztriebe entfernt, die Haupttriebe lassen Sie dagegen alle stehen. Wie viele dieser Nebentriebe eine Tomatenpflanze entwickelt, ist sehr unterschiedlich und hängt von der Sorte sowie den Bodenverhältnissen, den Witterungsbedingungen und sonstigen Wachstumsfaktoren ab. Bei in Töpfen gezogenen Tomaten ist es meist einfacher, denn unter diesen eingeschränkten Wachstumsbedingungen entwickeln sich oft viel weniger Geiztriebe. Sobald der Haupttrieb das Ende der Stütze erreicht hat, sollten Sie zudem seine Spitze kappen. Auch dies dient der besseren Entwicklung großer und aromatischer Früchte.

Tomatenpflanzen aus Geiztrieben?

Aus früh in der Wachstumszeit ausgebrochenen Geiztrieben können Sie weitere Tomatenpflanzen ziehen, indem Sie die Bruchstücke als Stecklinge einpflanzen. Dies funktioniert allerdings nur, wenn die Pflanzen ausreichend Entwicklungszeit bekommen – Sie sollten die Triebe also spätestens bis Ende Juni eingepflanzt haben. Danach würden die Früchte höchstwahrscheinlich nicht mehr zur Reife kommen.

So machen Sie aus ausgegeizten Nebentrieben junge Tomatenpflanzen:

  • Wählen Sie einen Nebentrieb mit kräftiger Basis und vielen Blättern aus.
  • Er sollte noch keine Blüten entwickelt haben.
  • Brechen Sie ihn vorsichtig aus.
  • Stellen Sie ihn in ein Gefäß mit sauberem Wasser.
  • Wählen Sie ein dunkles, wenig lichtdurchlässiges Gefäß.
  • Wechseln Sie das Wasser täglich.
  • Wurzeln erscheinen nach etwa einer Woche.
  • Topfen Sie den Steckling nun in Tomatenerde ein.
  • Gießen Sie die Pflanze gut an.
  • Stellen Sie die zunächst schattig, bis sie angewachsen ist.

Auch aus so lang gewordenen, gekappten Haupttrieben – natürlich nur welche ohne Blütenstände! – können Sie neue Pflanzen ziehen. Dies gelingt am besten, wenn die Triebe mindestens 30 Zentimeter lang sind.

Welche Tomatensorten nicht ausgeizen?

Nicht alle Tomaten müssen Sie ausgeizen. Im Grunde ist das Ausgeizen nur bei so genannten Stabtomaten und anderen großfrüchtigen Sorten notwendig, die von Natur aus eher wenig Zweige ausbilden und stattdessen in die Höhe streben. Daneben gibt es viele Sorten, die auch ohne das Ausbrechen der Nebentriebe viele Blüten bzw. Blütenstände und zahlreiche reife Früchte entwickeln. Das gilt vor allem für Wildtomaten sowie buschig und hängend wachsende Varianten.
Diese Tomaten müssen Sie nicht ausbrechen:

Wildtomaten
Wildtomaten verzweigen sehr stark und bilden den ganzen Sommer über immer wieder neue, bis zu 20 Zentimeter lange Blütenstände. Daraus entwickeln sich zahlreiche, meist etwa murmelgroße Früchte. Würden Sie die Seitentriebe hier ausbrechen, fiele die Ernte deutlich geringer aus. Wildtomatensorten sollten Sie daher am besten einfach wachsen lassen! Beliebte und ertragreiche Sorten sind beispielsweise rote oder gelbe Johannisbeertomaten sowie die beliebte ‚Rote Murmel‘.

Buschtomaten
Das buschige Wachstum mit vielen Seitentrieben ist auch für Buschtomaten typisch. Sorten wie ‚Balkonstar‘, ‚Tumbling Tom Red‘, ‚Tumbling Tom Yellow‘ und ‚Gold Nugget‘ entwickeln allerdings größere Früchte als Wildtomaten, die je nach Varietät bis zu 30 Gramm schwer werden können. Auch hier würde ein Ausgeizen die Ernte reduzieren. Übrigens müssen auch Strauch- und Cocktailtomaten nicht ausgegeizt werden.

Ampeltomaten
Hierbei handelt es sich um buschig wachsende Tomatensorten, die jedoch nicht gestützt, sondern in einer Pflanzenampel gezogen werden. Da das Ausbilden von Seitentrieben erwünscht ist, wäre ihre Entfernung kontraproduktiv.

Wann Blüten & Blätter ausbrechen?

Abgebrochener HaupttriebGegen Ende des Sommers sollten Sie zudem die Blüten und Blütenstände auszwicken, da die sich daraus entwickelnden Früchte nicht mehr rechtzeitig zur Reife kommen würden. Entfernen Sie diese späten Blütenstände nicht, steckt die Pflanze zu viel Energie in die Ausbildung aller Früchte – mit der Folge, dass am Ende weniger Tomaten reif werden. Neben den Blüten sollten Sie auch kranke, beschädigte oder zu dicht am Boden wachsende Blätter regelmäßig entfernen. Diese Maßnahme dient der Vorbeugung vor Krankheiten, vornehmlich Pilzinfektionen.

Hier weiterlesen