Home Tomatenanbau Grün- und Gelbkragenkrankheit an Tomaten – was tun?

Grün- und Gelbkragenkrankheit an Tomaten – was tun?

von Marc
Gelbkragenkrankheit

Selbst Tomaten ziehen ist nicht schwer und macht Spaß, da sich die leckeren Früchte prima auch in Töpfen auf dem Balkon oder der Terrasse pflegen lassen. Stehen die Kübel direkt neben der Sitzgelegenheit, verlocken die süßen roten Murmeln schnell zum gesunden Naschen. Allerdings ist die Freude getrübt, zeigen sich Flecken, faulige und andere Schadstellen daran. Häufig tritt die so genannte Grünkragenkrankheit (manchmal auch als Gelbkragenkrankheit bezeichnet) auf, die allerdings harmlos ist und sich leicht vermeiden lässt.

Was ist die Grünkragenkrankheit bei Tomaten?

Ihre Tomaten werden oben nicht rot, sondern zeigen im Bereich des Stiels eine oder sogar mehrere nicht ausgereifte grüne Zonen? Dann haben die Früchte einen Grünkragen, der sich zudem an den betroffenen Stellen am härteren Fruchtfleisch zeigt. Auf den ersten Blick wirken die Tomaten wie nicht ganz ausgereift, färben sich jedoch auch nach einem längeren Verweilen an der Pflanze oder bei einem Versuch des Nachreifens im Haus nicht gänzlich rot oder gelb – je nach Tomatensorte. Typischerweise sind die außen an der Tomatenpflanze hängenden Früchte stärker betroffen als die geschützt im Inneren reifenden.

Welche Ursachen führen zum Grünkragen?

Ein Grünkragen wird nicht durch Krankheitserreger wie Pilze, Bakterien oder Viren verursacht. Auch das Einwirken von Schädlingen führt nicht zu dem charakteristischen, farblich klar von dem kräftig gefärbten, reifen Teil der Tomatenfrucht abgegrenzten Flecken. Stattdessen handelt es sich wahrscheinlich um eine Reaktion der empfindlichen Tomatenpflanze auf ihr nicht genehme Kultur-, Wachstums oder Witterungsbedingungen. Warum der grüne Kragen genau entsteht, konnte bislang noch nicht wissenschaftlich erforscht werden. Die Ursachen hingegen sind ebenso klar wie vielfältig:

  • große Hitze an vollsonnigen Standorten (mehr als 30 °C)
  • überhaupt starke Temperaturschwankungen
  • Kalzium- / Magnesiummangel aufgrund unausgewogener Düngung
  • hohe Stickstoffdüngung
  • starkes Ausgeizen / starker Rückschnitt
  • Verlust vieler Blätter
  • übermäßiges Gießen / Staunässe

Handelt es sich beim Gelbkragen um dieselbe Krankheit?

Tatsächlich handelt es sich beim Gelbkragen um dieselbe Krankheit. Manche Tomatensorten bilden anstelle des harten, grünen Gewebes am Stielende gelbes aus. Der Grund hierfür ist jedoch nicht in einer speziellen Ursache zu suchen, sondern hängt lediglich an der Färbung der Tomate. Je dunkler diese ist, desto eher färbt sich der unreife Bereich am Stiel gelb statt grün. Gelbe und rote Tomaten entwickeln dagegen meist einen grünen Kragen.

Reifen befallene Früchte noch nach?

Grünkragenkrankheit

Da es sich bei der Grünkragenkrankheit um eine physiologische Störung handelt, reifen die betroffenen Früchte nicht mehr nach. Nichtsdestotrotz wurden eventuelle Giftstoffe – wie das in Nachtschattengewächsen wie den unreifen Tomaten enthaltene Solanin – bereits abgebaut, weshalb Sie Tomatenfrüchte mit Grün- oder Gelbkragen gefahrlos essen können. Sie sollten lediglich die unreifen, harten Stellen herausschneiden. Sie schmecken ohnehin nicht, da sich das typische Tomatenaroma nicht ausbilden konnte.

Wie kann man der Grün- bzw. Gelbkragenkrankheit vorbeugen?

Da sich bereits mit der Grün- bzw. Gelbkragenkrankheit befallene Tomaten nicht behandelt werden oder anderweitig nachreifen können, sind vorbeugende Maßnahmen umso wichtiger. Dazu gehört vor allem, die Früchte trotz allen Sonnenhungers nicht so sehr der prallen Sonne auszusetzen bzw. die Pflanzen an exponierten Standorten über die Mittagszeit zu schattieren. Außerdem sollten Tomatenpflanzen luftig stehen, damit ein Hitzestau gar nicht erst entstehen kann – ein Plätzchen direkt vor einer hellen Südwand ist daher zu vermeiden. Das hat zugleich den positiven Nebeneffekt, dass eventuell durch Regen benetzte Blätter schneller abtrocknen. Ohnehin brauchen die Pflanzen einen vor Regen und anderen widrigen Witterungseinflüssen geschützten Platz, weshalb eine Überdachung oftmals sinnvoll ist. Dies gilt vor allem für im Freiland kultivierte Pflanzen, die etwa von einer eigens errichteten, einfachen Überdachung aus Plexiglas profitieren.

Grünkragenkrankheit vorbeugen

Grundsätzlich gilt die Regel, dass Tomaten „oben trocken und unten nass“ stehen sollten. Dennoch dürfen die Pflanzen nicht in vollkommen nassem Substrat stehen, denn Staunässe begünstigt nicht nur Grünkragen, sondern auch verschiedene pilzliche bzw. bakterielle Infektionen. Das richtige Gießen von Anfang an beugt daher einem Grün- bzw. Gelbkragen effektiv vor:

  • blühende Tomatenpflanzen mit ca. einem halben Liter Wasser täglich versorgen
  • Pflanzen mit Fruchtansatz haben Mehrbedarf von ca. 150 Milliliter pro Frucht
  • Angaben sind nur Richtwerte, tatsächliche Menge hängt von Größe, Witterung, Temperatur und Sonneneinstrahlung ab
  • vor jedem Wässern Fingerprobe durchführen: Substrat sollte in ca. zwei Zentimetern Tiefe trocken sein
  • nur frühmorgens oder abends gießen, täglich zur gleichen Zeit
  • Wässern zur Mittagszeit vermeiden
Mist als Dünger

Mist als Dünger

Des Weiteren verhindert eine ausgewogene Düngung die Entstehung von grünen oder gelben Flecken an der Tomatenfrucht. Insbesondere ein Übermaß an Stickstoff begünstigt die Entstehung der Grün- oder Gelbkragenkrankheit. Stickstoff ist ein essenzieller Bestandteil eines jeden Düngers und wird vor allem für das Triebwachstum benötigt. Allerdings behindert der Stoff gleichzeitig das Ausreifen der Früchte, weshalb eine Überdosierung schädlich ist. Halten Sie sich also immer an die angegebenen Düngeempfehlungen bzw. verwenden Sie bestenfalls organische, sich langsam zersetzende Düngemittel. Diese geben ihre Nährstoffe nach und nach an die Pflanze ab, so dass eine Überdosierung erschwert ist. Für Tomaten eignen sich vor allem diese biologischen Düngemittel:

  • Stallmist: vor allem Pferde- und Rinderdung; keinen Geflügelmist, dieser enthält viel Stickstoff!
  • reifer Kompost: in Kombination mit Hornspänen (sparsam einsetzen, da reich an Stickstoff) bei der Pflanzung
  • vergorene Pflanzenjauche: Jauche aus Brennnesseln und Beinwell am besten für Tomaten

Tritt das Phänomen an allen Tomatensorten auf?

Außerdem lässt sich Grünkragen durch die richtige Sortenwahl eingrenzen bzw. sogar verhindern. Dabei macht es keinen Unterschied, ob Sie sich für wurzelechte oder veredelte Tomaten entscheiden, beide Varianten entwickeln gleichermaßen häufig einen Grün- oder Gelbkragen. Typischerweise sind jedoch historische bzw. alte Sorten stärker betroffen, da bei modernen Tomatensorten die Neigung dazu größtenteils herausgezüchtet wurde.

Grundsätzlich neigen dunkle Tomaten eher zur Ausbildung eines grünen oder gelben Kragens, vor allem die braunen Sorten sind betroffen. Bei vielen großfrüchtigen Sorten – vor allem bei Fleisch- und Ochsenherztomaten – gehört der Grünkragen praktisch zur Sortenbeschreibung. Hellfrüchtige Sorten (mit Ausnahme der beliebten ‚Harzfeuer‘) sowie kleinfrüchtige Tomaten (beispielsweise Cherry- oder Kirschtomaten, Cocktailtomaten, Wildtomaten) sind selten bis nie befallen.

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