Wer sich selbst am Anbau von Tomaten probieren möchte, kann das notwendige Saatgut im Fachhandel erwerben. Das ist aber nicht unbedingt erforderlich, denn die Kerne können auch einfach aus Tomaten gewonnen werden. Auf diese Weise lassen sich mit etwas Geschick ebenso prächtige Tomatenpflanzen ziehen. Wir haben die Grundlagen für die Tomatenanzucht im Topf für Sie zusammengefasst!
Tomatenkerne gewinnen: Diese eignen sich
Wer gerne Tomaten isst und bestimmte Sorten selbst züchten möchte, muss für die Tomatenanzucht kein Geld für die Samen ausgeben. Denn die Kerne können relativ simpel von den Tomaten gewonnen werden. Grundsätzlich eignen sich hierfür alle Tomatensorten, wobei die Verwendung von sortenreinen Sorten zu empfehlen ist. Dadurch ist sichergestellt, dass die „neuen“ Tomatenpflanzen auch die gewünschten Eigenschaften erhalten. Anders verhält es sich hingegen bei F1-Hybriden, denn bei diesen ist ungewiss, welches Erbgut sich tatsächlich durchsetzt. Unabhängig von der Tomatensorte sollten die Früchte zudem folgende Eigenschaften haben:
- vollreif
- gesund
- unbeschädigt
Hinweis: Tomatenkerne sollten ausschließlich von gesunden Früchten gewonnen werden, da Krankheiten auch über die Samen übertragen werden können!
Anleitung: Tomatenkerne gewinnen
Für die Gewinnung von Tomatensamen haben sich zwei unterschiedliche Methoden bewährt. Zum einen gibt es die „schnelle“ Methode, bei der die Samen zunächst vom Fruchtfleisch gelöst und anschließend getrocknet werden. Die Gewinnung selbst geht zwar rasch voran, allerdings benötigen die Samen etwas länger zum Keimen, da die keimhemmende Schicht erst bei der Aussaat abgebaut wird. Anders verhält es sich hingegen bei der zweiten Methode, der sogenannten „Nassgärung“. Diese ist zwar etwas arbeits- und zeitaufwendiger, allerdings wirkt sich dies positiv auf die Keimdauer der Samen aus.
- Tomaten waschen und halbieren bzw. vierteln
- Fruchtfleisch samt Samen herauslöffeln
- ein Glas mit lauwarmen Wasser füllen
- Fruchtfleisch mit Samen in das Glas geben
- Glas mit einer Frischhaltefolie abdecken
- 1 – 3 Tage bei rund 20 Grad gären lassen
- nicht länger als 3 Tage, da Samen sonst zu Keimen beginnen!
- einmal täglich umrühren
Im Zeitraum von ein bis drei Tagen ist zu beobachten, dass sich die Samen vom Fruchtfleisch lösen. Während die Kerne langsam auf den Boden sinken, verweilt das Fruchtfleisch an der Wasseroberfläche. Die Kerne lassen sich jedoch relativ leicht herauspicken, indem der Glasinhalt zunächst in ein Sieb gefüllt und anschließend mit Wasser abgespült wird.
Anleitung: Kerne trocknen
Die frisch gewonnen Tomatenkerne werden anschließend getrocknet, wobei dies möglichst langsam und schonend geschehen soll. Am besten werden die Samen auf einen trockenen Untergrund ausgebreitet, wie beispielsweise auf einem Küchentuch oder auf einem Holzbrett. Ebenso eignen sich Kaffeefilter oder herkömmliches Backpapier. Küchenkrepppapier ist hingegen nur bedingt empfehlenswert, da sich die Samen oftmals nur schwer davon lösen lassen und Papierstücke an den Kernen kleben bleiben können. Während die Unterlage durchaus frei gewählt werden kann, gestaltet sich die Trocknung der Kerne immer wie folgt:
- Tomatensamen auf Unterlage verteilen
- Kerne sollten sich nicht berühren
- ausreichend Abstand zueinander!
- Samen an einem warmen und luftigen Ort stellen
- Temperatur: 25-30 Grad sind ideal
- Dauer: etwa 2-3 Tage
Tomatenanzucht: Grundlagen und Anleitung
Der optimale Zeitpunkt, um die Tomatensamen auf der Fensterbank auszusäen, ist Anfang/Mitte März. Dieser Termin ist bewusst so gewählt, da die Tomaten dadurch ausreichend Zeit zum Reifen haben. Hinzu kommt, dass die Frostgefahr wesentlich geringer ist, wenn sie einige Wochen später abgehärtet werden. Doch nicht nur der Zeitpunkt der Aussaat ist entscheidend, denn die Erfolgsaussichten werden von vielen weiteren Faktoren beeinflusst:
Substrat
Für die Tomatenanzucht von Tomaten empfiehlt es sich, spezielle Anzuchterde zu verwenden. Diese ist im Vergleich zu gewöhnlicher Garten- oder Blumenerde nämlich wesentlich nährstoffärmer. Dadurch werden die Wurzeln jedoch zum Wachstum angeregt, da sie die Nährstoffe nicht „direkt vor der Nase haben“. Anzuchterde zeichnet sich jedoch nicht nur durch den geringen Nährstoffgehalt aus, denn im Idealfall hat sie zudem folgende Eigenschaften:
- keimfrei
- feinkrümelig
- hohe Wasserspeicherkapazität
Behälter
Während beim Substrat spezielle Anzuchterde empfohlen wird, stehen dem Hobbygärtner bei den Gefäßen verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl, denn sowohl spezielle Anzuchtschalen als auch Multitopfplatten, kleine Töpfe aus Zellulose oder Torf und sogar Eierkartons können hierfür verwendet werden. Wichtig ist, dass die Behälter abgedeckt werden können, wobei dies auch mit einer transparenten Folie möglich ist. Denn durch die Abdeckung ergeben sich gleich mehrere Vorteile:
- schützt Saatgut vor trockener Zimmerluft
- ermöglicht Gewächshauseffekt
- transparente Abdeckung ermöglicht Kontrolle der Samen
Standort
Für die Tomatenanzucht im Topf ist es ratsam, die Samen im geschützten Innenbereich auszusäen. Denn während die Samen im Freiland der Witterung ausgesetzt sind, können im Innenbereich die optimalen Bedingungen für die Keimung geschaffen werden. Entscheidend bei der Standortauswahl sind sowohl die Lichtverhältnisse als auch die Temperatur, weshalb sich nicht jedes Plätzchen im Wohnraum für die Tomatenanzucht eignet. Am besten ist es, wenn die Samen an einem Ort platziert werden, der folgende Voraussetzungen erfüllt:
- viel Licht!
- bei Bedarf Pflanzenlampen bereitstellen
- Temperatur: 20 – 24 Grad
- Fensterbank über einer Heizung ist ideal
Anleitung: Tomaten säen
Ist das notwendige Equipment vorhanden und das passende Plätzchen gewählt, können die Samen ausgesät werden. Die Samen sollten jedoch nicht einfach in die Erde gelegt werden, denn auch bei der Aussaat haben sich gewisse Handgriffe bewährt:
- etwas Anzuchterde in Behälter füllen
- Substrat ein bisschen befeuchten
- Samen in Erde verteilen
- Abstand etwa 3 cm
- Samen mit dünner Schicht Anzuchterde bedecken
- Substrat vorsichtig befeuchten
- am besten mit einer Sprühflasche
- Gefäß abdecken
Nachdem die Tomatenkerne ausgesät worden sind, bedarf es weiterhin etwas Pflege, um deren Keimung zu fördern: Die Abdeckung sollte täglich abgenommen werden, sodass die Luft ausreichend zirkulieren kann. Ebenso ist es erforderlich, die Erde stets feucht zu halten. Um eine Überbewässerung und das Wegspülen der Samen zu verhindern, kann während der Keimzeit gerne zu einer Sprühflasche gegriffen werden!
Anleitung: Jungpflanzen pikieren
In der Regel durchdringen die Sämlinge nach rund 10 bis 14 Tagen die Erde und bilden etwa ein bis zwei Wochen später die ersten Blätter. Sobald die ersten Blätter sichtbar sind, können die Sämlinge in eigene Töpfe umgesetzt werden. Dies gelingt am besten, indem die (noch) schwachen Pflanzen eigens dafür vorbereitet werden. Hierfür hat es sich bewährt, die Sämlinge einige Tage vor dem Pikieren schwach mit einem Flüssigdünger zu düngen. Vor dem eigentlichen Termin die Sämlinge einige Stunden zuvor bewässern. Anschließend die Pflänzchen wie folgt pikieren:
- Töpfe mit Blumen- oder Gartenerde befüllen
- Substrat um Sämlinge auflockern
- Sämlinge vorsichtig aus dem Gefäß nehmen
- von Erde befreien und säubern
- Wurzeln auf etwa 2 cm kürzen
- Sämlinge in neue Gefäße einsetzen
- bei Bedarf Rankhilfen direkt miteinsetzen
- Töpfe mit Substrat befüllen und leicht andrücken
- ausgiebig bewässern
Hinweis: Wenn die Sämlinge aus den Gefäßen genommen werden, lohnt es sich, direkt die Wurzeln auf ihre Gesundheit zu überprüfen. Im Idealfall sind die Wurzeln weiß und kräftig. Wenn die Wurzeln jedoch braun und/oder dünn sind, bitte die Pflanze sofort entsorgen.
Anleitung: Abhärten
Die pikierten Jungpflanzen ziehen zunächst am besten an ein helles Plätzchen im geschützten Innenraum. Denn zu diesem Zeitpunkt sind sie noch sehr schwach und verletzlich, weshalb ein dauerhafter Aufenthalt im Freiland eine große Belastung für sie darstellen würde. Allerdings sollten sie wenige Tage nach dem Pikieren langsam an die Sonne gewöhnt werden. Hierfür werden die Töpfe am besten auf die Fensterbank gestellt, wobei die Mittagssonne noch zu vermeiden ist! Ab Ende April bis Ende Mai können die Jungpflanzen langsam abgehärtet werden, indem sie immer wieder für wenige Stunden in den Außenbereich gestellt werden:
- heller, halbschattiger Standort
- direktes Sonnenlicht vermeiden
- geschützt vor Regen und Wind
- Außentemperatur: mind. 8 Grad
Tipp: Bei starkem Regen und/oder Wind, solltman e die Jungpflanzen zur Sicherheit in den Innenbereich bringen.