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Strauch- und Cocktailtomaten ausgeizen: ja oder nein?

von Marc
Geiztrieb

Das Ausgeizen von Tomaten ist grundsätzlich eine empfehlenswerte Pflegemaßnahme und bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Allerdings ist die Pflegemaßnahme nicht immer zwingend erforderlich und manchmal sogar nicht ratsam. Wir klären auf, ob kleinwüchsige Tomaten, wie Strauch- bzw. Buschtomaten sowie Cocktailtomaten, auf die Pflegemaßnahme verzichten können oder nicht!

Strauch- bzw. Buschtomaten

Strauch- bzw. Buschtomaten wachsen, wie der Name es schon verrät, buschförmig. Sie wachsen zwar stark verzweigt, allerdings ist ihre Wuchshöhe in der Regel auf 100 Zentimeter begrenzt. Das liegt daran, dass Buschtomaten ein kontrolliertes Wachstum haben und ihre Triebe von alleine aufhören zu wachsen. Dadurch ersparen sich Hobbygärtner auch den Pflegeaufwand des Ausgeizens, denn dieser ist bei Strauchtomaten nicht erforderlich und auch nicht empfehlenswert. Denn im Gegensatz zu anderen Tomatensorten fördert das Ausgeizen nicht den Ernteertrag, sondern beeinträchtigt diesen sogar:

  • Buschtomaten wachsen stark verzweigt
  • je mehr Zweige, umso mehr Früchte tragen sie
  • ausgeizen verringert die Fruchtanzahl

Hinweis: Beliebte Busch- und Strauchtomaten sind unter anderem Partytomaten, Balkontomaten und Wildtomaten. Diese können dank ihres kompakten Wuchses problemlos auf dem Balkon oder der Fensterbank kultiviert werden.

Bodennahe Blätter entfernen

Während das Ausgeizen zwar nicht erforderlich ist, hat sich das Abschneiden von bodennahen Blättern bei Strauch- bzw. Buschtomaten empfohlen. Dadurch wird zum einen der Energieverbrauch reduziert und zum anderen die Bildung von Tomaten gefördert. Nicht zu vergessen ist natürlich, dass die Gefahr von Krankheiten deutlich verringert wird, denn Spritzwasser beim Gießen kann sich nicht so schnell im Blattwerk sammeln. Vor allem bei jungen Tomatenpflanzen hat es sich bewährt, die Blätter bis auf eine Höhe von rund 30 Zentimetern zu entfernen. Dies geschieht am besten wie folgt:

  • kleine Blätter abknipsen
  • Blattansatz mit Fingern umfassen
  • Stiel vorsichtig zur Seite biegen, bis er bricht
  • größere Blätter abschneiden

Hinweis: Es sollten niemals zu viele Blätter entfernt werden, da diese essenziell für die Fotosynthese sind. Vor allem im oberen Drittel des Blattwerks ist es ratsam, keine Blätter zu entfernen, da diese rund 80 Prozent der Fotosynthese ausmachen.

Cocktailtomaten

Cocktailtomaten wachsen ebenfalls oftmals in die Breite und bilden dementsprechend viele Zweige. Das Ausgeizen von Cocktailtomaten ist zwar nicht zwingend erforderlich, aber dennoch ratsam. Denn durch diese Pflegemaßnahme wird sichergestellt, dass die Pflanze ihre Energie in die Früchte und nicht in die Bildung weiterer Triebe steckt. Das macht sich wiederum in der Qualität der Früchte bemerkbar, denn diese werden meist größer und haben einen intensiveren Geschmack. Wer sich dazu entschließt, die Cocktailtomaten auszugeizen, sollte folgendes beachten:

Rankhilfe

Tomatenpflanze auf dem BalkonDurch das Ausgeizen wird das Wachstum in die Breite unterbunden und stattdessen das Wachstum in die Höhe gefördert. Ebenso fallen die Früchte wahrscheinlich größer und schwerer aus, weshalb die Triebe gestützt werden sollten. Denn andernfalls kann es passieren, dass die Triebe unter der Fruchtlast zusammenbrechen und knicken. Um dies zu vermeiden, sollten Cocktailtomaten mit einer Rankhilfe versehen werden. Diese wird am besten direkt beim Einpflanzen mit in den Topf oder in das Beet gesetzt, sodass die Wurzeln nicht beschädigt werden. Um Cocktailtomaten zu stützen, eignen sich viele unterschiedliche Rankhilfen:

  • Tomatenstäbe (Kunststoff, Bambus, Metall, Holz)
  • Spiralstäbe
  • Schnüre
  • Spaliere
  • Obelisken

Cocktailtomaten ausgeizen

Um den Ernteertrag und die Qualität der Früchte zu fördern, werden Cocktailtomaten wie gewohnt ausgegeizt. Bei dieser Pflegemaßnahme werden die überschüssigen Triebe entfernt, indem sie abgeknipst oder geschnitten werden und zusätzlich der Haupttrieb gekürzt. Eine Anleitung zu diesen beiden Pflegeschritten finden Sie hier:

Ausgeizen

Beim Ausgeizen werden in der Regel alle Triebe bis auf vier oder fünf Stück entfernt. Allerdings sollte hierbei keinesfalls wahllos vorgegangen werden, denn dadurch könnte nicht nur der Ernteertrag, sondern auch der Gesundheitszustand der Pflanze negativ beeinträchtigt werden. Besser ist es, ausschließlich überschüssige Triebe, sogenannte Geiztriebe, zu entfernen. Denn dadurch bilden sich weniger Seitentriebe, sodass die Tomatenpflanze ihre Kraft ausschließlich in den Haupttrieb und die dort wachsenden Früchte investieren kann. Geiztriebe unterscheiden sich anhand bestimmter Merkmale von Blütentrieben:

  • wachsen nicht direkt am Hauptrieb
  • sitzen in den Blattachseln, inmitten zweier Stängel
  • bildet zunächst Blätter, dann Blüten
  • ältere Geiztriebe drücken Blattachseln auseinander

Anleitung

Frische Geiztriebe lassen sich meist problemlos mit den Fingern abknipsen. Am besten werden die jungen Geiztriebe einfach zwischen Daumen und Zeigefinger genommen und anschließend vorsichtig vor- und zurückgebeugt. Etwas ältere Geiztriebe werden sanft zur Seite weggenkickt, sodass sie an der Sollbruchstelle brechen. Sind die Seitentriebe hingegen schon dicker und fester, sollten diese bevorzugt mit einem Schnittwerkzeug entfernt werden. Unter keinen Umständen sollten die Triebe gewaltsam ausgerissen werden, denn dadurch könnten unregelmäßige Wunden entstehen, welche wiederum Krankheitserregern das Eindringen ermöglichen. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass sich das Ausgeizen wie folgt gestaltet:

  • frische Geiztriebe: mit Fingern abknipsen
  • ältere Geiztriebe: sanft zur Seite knicken
  • feste, alte Geiztriebe: abschneiden
  • blühende Seitentriebe: ebenfalls entfernen
  • nicht zu tief in die Blattachseln schneiden
  • nicht über Blütendolde schneiden

Abknipsen oder schneiden?

Tomaten ausgeizenBeim Ausgeizen hat der Hobbygärtner die Wahl zwischen dem Abknipsen mit den Fingern oder dem Griff zu Schnittwerkzeug. Beide Methoden sind durchaus empfehlen, bringen aber sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich:

Abknipsen

+ geringerer Zeitaufwand
+ unabsichtliches Abschneiden anderer Pflanzteile unwahrscheinlich

– unregelmäßige Wunden können entstehen
– Pflanzensaft kann Spuren an Haut und Nägel hinterlassen

Abschneiden

+ gerade Schnittwunden, heilen besser
+ geringeres Infektionsrisiko durch Desinfektion

– Fruchttriebe können versehentlich abgeschnitten werden
– etwas aufwändiger, vor allem bei kleinen Pflanzen und vielen Geiztrieben

Haupttrieb kürzen

Das Kürzen des Haupttriebes verhindert, dass die Tomatenpflanzen ungehindert in die Höhe wachsen und weiterhin neue Früchte bilden. Andernfalls könnte es passieren, dass der Haupttrieb das Gewicht der vielen Früchte nicht mehr tragen kann und schließlich zusammenbricht. Hinzu kommt, dass viele Früchte ohnehin nicht mehr ausreichend Zeit zum Reifen hätten, da der Sommer in hiesigen Regionen meist zu kurz ausfällt. Allerdings hat das Kürzen des Haupttriebes auch den Vorteil, dass die Pflanze mehr Energie für bereits bestehende Früchte zur Verfügung hat. Dies macht sich wiederum im Geschmack bemerkbar, welcher meist intensiver ausfällt. Die Pflegemaßnahme ist zwar für Stab- und Fleischtomaten empfehlenswert, bei Cocktailtomaten allerdings in der Regel nicht zwingend erforderlich.

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